Die Drachen


Mich umgeben gefährliche Drachen.

Ich bin klein und hilflos diesen allmächtigen Ungeheuern gegenüber. Sie werden uralt. Manche von ihnen sind älter als die Menschheit. Sie können fliegen und Feuer speien.

Und so gefährlich, wie sie aussehen, sind sie auch.

Sie sind böse und hinterhältig, wie die dunkel schimmernden Schuppen ihrer Drachenhaut.

Und ihre Attacken schmerzen so stark wie die schlimmsten Verbrennungen, die sie ihrem schlimmsten Feind zufügen.

Und das Traurigste ist, dass ich tief in meinem Innersten die Gewissheit spüre, dass sie nur von den Gefühlen der Menschen leben.

Ich stärke die Drachen und gebe ihnen Lebenskraft durch meine Angst und durch meine Antriebslosigkeit.

Es zieht mich tief hinunter zu wissen, dass ich mich dem Einfluss der Drachen durch eigene Aktivität entziehen könnte.

Aber vielleicht fühle ich mich nur einsam und ich lebe lieber in der Gewissheit der Drachen, als in der erdrückenden Einsamkeit nur mit mir allein.

(Anne Radicke)